Ich kann zaubern

Bewegungen

Ich kann auf dem Rücken liegen und mich auf die rechte und linke Seite drehen und auf den Bauch, und wenn ich gut drauf bin, auch wieder zurück auf den Rücken. Das klappt aber meistens nicht ohne Hilfe.

Wenn ich auf dem Boden liege, kann ich mich im Kreis drehen wie die Zeiger auf der Uhr. Dazu setze ich immer einen Fuß über den anderen, als würde ich laufen. Oder ich schiebe mich ein bisschen auf dem Boden oder auf der Couch herum, indem ich mich mit den Füßen abstoße. Es geht sogar seitwärts, dazu hebe ich den Po ein bisschen hoch und hieve ihn dann zur Seite und immer so weiter.

So komme ich schon ganz gut da hin, wo ich hin will. Manchmal aber leider auch irgendwo, wo ich eigentlich nicht hin wollte, an die Wand oder in eine Ecke zum Beispiel. Dann muss mich jemand retten.

Oder an die Kante vom Sofa. Aber da lasse ich mich neuerdings gern mit einer einfachen Drehung runterplumpsen. Das macht Riesenspaß! Probiert das aber lieber nicht, wenn keine Kissen auf dem Boden liegen! Manchmal vergesse ich das, und wenn Mama oder Papa gerade nicht aufgepasst haben – was sie aber zum Glück meistens tun – tut das ganz schön weh!

Aber was noch viel besser ist und weniger blaue Flecken gibt als sich einfach fallen zu lassen: sich ganz langsam mit den Füßen voraus von der Couch runtergleiten lassen und dann elegant hinsetzen. Darin habe ich es mittlerweile schon zu einiger Perfektion gebracht! Und das Beste daran ist, wenn man vor der Couch auf einem Kissen sitzt und sich anlehnt, kann man viel besser fernsehen als wenn man auf der Couch oder unten auf dem Boden liegt.

Richtig sitzen kann ich aber eigentlich nur mit Lehne – also hinten, rechts und links – und zwei Gurten um die Oberschenkel, damit ich nicht nach vorn rutsche, und Gurten über der Brust, damit mein Oberkörper nicht umkippt. Deswegen habe ich einen ganz speziellen Buggy (der nennt sich Reha-Buggy) und einen Therapiestuhl. Der heißt nur so, man kann ihn auch ohne Therapie benutzen. Das Praktische daran ist, dass er auch gleich einen Tisch zum Spielen dran hat.

Das ist mein Therapiestuhl. Und übrigens sieht man hier auch meine Spezialschuhe, dazu werde ich euch auch noch was erzählen...

Ich habe auch ein Stehgerät, da wird auch von oben bis unten alles festgezurrt. Klingt ein bisschen gruselig, ist aber eigentlich ganz cool. Da kann man nämlich toll alles beobachten.

Zum Laufen habe ich ein Laufrad. Das sieht fast aus wie deins, nur dass ich darauf liege und natürlich auch darauf festgeschnallt werden muss. Irgendwann bekomme ich bestimmt auch noch ein Gerät zum aufrecht Laufen.

Überhaupt habe ich viele Sachen, die ihr vielleicht nicht habt. Seid froh, wenn ihr sie nicht braucht. Man nennt das „Hilfsmittel“.

Was ich noch super kann, ist schwimmen. Mit Schwimmreifen natürlich. Oder Rückenschwimmen mit Mama. Dann liege ich auf ihrer Schulter und sie schlingt einen Arm um mich. So kann ich ganz tolle Froschbewegungen machen und uns beide antreiben, Mama kommt manchmal kaum mit.

Und Köpfchen habe ich auch

Ansonsten kann ich mit meiner Brille ziemlich gut sehen, eigentlich auch ohne, und auch prima hören und so ziemlich alles verstehen.

Ich kann Sachen sagen wie „Abu!“, „Wawa!“, „Rörörö!“ oder auch „Büröö!“. Ich kann sogar Französisch, zum Beispiel: „Heureux“ (sprich: örö – das heißt glücklich!), „En garde!“ (ein Fechtkommando) und „Merde!“ (Sch…eibenkleister). Ich kann vor Freude juchzen oder frustriert stöhnen, ich kann jammern, heulen, motzen, aber vor allen Dingen kann ich ganz toll lachen! Ihr werdet das jetzt vielleicht nicht glauben, aber ich lache sogar ziemlich viel. Vielleicht liegt das daran, dass ich viel mehr Zeit als andere habe, alles zu beobachten und die lustigen Sachen zu entdecken, die in der Welt so passieren, weil ich einfach nicht viel anderes machen kann, als zu gucken, zuzuhören und zu spüren. Je mehr ich spüre, desto besser übrigens, solange es nicht wehtut, natürlich.

Vielleicht lache ich auch so viel, weil ich schon so viele doofe Sachen erlebt hab, die überhaupt nicht zum Lachen waren, und mich deshalb umso mehr über die schönen Dinge im Leben freue.

Ich lache, wenn Mama mit mir die Treppe raufgeht und ihr plötzlich einfällt, dass sie was vergessen hat, und wir wieder runtergehen. Meistens fällt ihr dann noch was ein, was sie vergessen hat, oder sie geht ins falsche Zimmer und wieder zurück und so weiter. Die Mama ist manchmal sooo vergesslich! Da könnte ich mich schieflachen!

Wenn jemand stolpert oder was runterfällt, ist das auch irre komisch. Oder wenn Papa mich auf der Turnmatte rutschen oder runterrollen lässt oder ich Purzelbäume an ihm herunter machen darf.

Und weil ich ganz vieles denken kann, denke ich mir oft ganz schöne Sachen aus, über die ich dann lachen muss. Und wenn ich ganz ganz fest daran denke, dann kann ich krabbeln und laufen, sprechen, singen und tanzen. Und euch erzählen, was ich so alles erlebe.

Nur leider kommt man mit „Abu“ und „Wawa“ und mit heulen, motzen oder lachen und mit Händen, die man kaum steuern kann, nicht besonders weit, wenn man anderen Menschen klarmachen will, was man denkt oder fühlt.

Deswegen will ich jetzt lernen, mit den Augen zu sprechen. Ich kann nämlich mit meinen Augen zaubern, Sachen bewegen und Musik machen. Und irgendwann vielleicht sogar sprechen! Glaubt ihr mir nicht? Ihr werdet’s schon noch sehen!

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