Vor kurzem bin ich sechs Jahre alt geworden, und mittlerweile habe ich schon zwei Zähne (auf natürlichem Weg!) verloren. Also eindeutig: ein ganz normales Vorschulkind!
Na ja, trotzdem ist bei mir mal wieder alles ein bisschen anders als bei den anderen. Zum Beispiel werde ich nicht mit den anderen Vorschulkindern zusammen unterrichtet, sondern bekomme Einzelförderung. So richtig toll fand Mama das nicht – Inklusion sieht anders aus – aber wenn in der Zeit wenigstens UK (unterstützte Kommunikation) mit mir geübt wird, war sie einverstanden.
Mama, meine Integrationshelferin
Was bei uns auch anders ist: Ich bin das einzige Kind, das von seiner Mama zu den Vorschul-Ausflügen begleitet wird, nicht weil sie sich zu Hause langweilt, sondern weil ich sonst nicht mitkönnte, zumindest wenn die anderen mit dem öffentlichen Bus hinfahren. Da bräuchten sie eine Extra-Person, die sich um mich kümmert, und die hat der Kindergarten leider gerade nicht übrig.
Linguinchen
Anfang November haben wir das „Linguinchen“ der Adolf-Reichwein-Schule in Limburg besucht. Dort durften wir der Schildkröte Speedy helfen, den Weg zu seiner Mama zu finden.
Es gab mehrere Stationen, zum Beispiel Geschichtensäckchen, Wortspiele und Drucken von verschiedenen Motiven. Ich habe mich für einen Speedy in Blau entschieden und selbst die Rolle in die Farbe getaucht und über den Speedy gerollt. Okay, geholfen haben mir dabei zwei angehende Erzieherinnen, die sich nur um mich gekümmert haben.
Die beiden haben das echt toll gemacht und sich sehr viel Mühe gegeben, dass ich möglichst viel mitmachen kann – und meinten, ich wäre eine „Bereicherung“ für ihre Ausbildung! Ja! So kann man das nämlich auch sehen!
Wolle im Wasser
Letzte Woche waren wir dann im Kindertheater und haben „Wolle im Wasser“ vom Musiktheater LUPE gesehen. Es handelt vom Schaf Wolle, dem seine Wiese geklaut wurde und das nun eine neue Heimat in Kängurien sucht – aber das ist nicht so einfach!
Das Stück hat mir richtig gut gefallen. Ich war die ganze Zeit voll dabei. Menschen beobachten, die lustige Sachen machen, und auch noch singen und tanzen, ist ja sowieso das Größte!
Ich saß ganz am Rand der Reihe, daneben Mama, dann eine Erzieherin, dann meine Gruppe. Und weil vor mir auch Erwachsene saßen – immer am Rand halt – und ich nicht viel sehen konnte, hat eine Frau mit uns getauscht, und Mama und ich durften in der ersten Reihe sitzen.
Inklu – was?
Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind, war ich zwar bei denselben Ausflügen wie die anderen Vorschulkinder aus meinem Kindergarten, aber so richtig richtig dabei war ich nicht. Irgendwie bin ich halt immer das Extrawürstchen. Schon allein, weil Mama immer dabei ist. Auf der anderen Seite hat Mama jetzt auch mal Gelegenheit, mitzuerleben, wie es läuft.
Denn spätestens, wenn es Richtung Schule geht, scheint der Spaß aufzuhören – bzw. die Inklusion. Anscheinend muss man sich entscheiden zwischen Dabeisein und was Lernen. Oder man braucht Leute, die versuchen, beides zu schaffen. Auf welcher Schule das am besten geht, das versucht Mama gerade rauszufinden. Dazu demnächst mehr.
Mama hat die beiden angehenden Erzieherinnen schon mal gefragt, ob sie zufällig nächstes Jahr einen Job als Schulbegleiterin suchen.
Und wenn nicht, macht Mama das am besten einfach selbst.