Nichts zu lachen
Ich habe nicht immer so viel gelacht wie jetzt. In meinem ersten halben Jahr sogar überhaupt nicht. Da habe ich noch nicht mal gelächelt, und meine Mama hatte richtig Angst, dass ich das vielleicht auch nicht kann.
Wenn man noch nie gelächelt hat und es dann zum ersten Mal versucht, sieht das ziemlich komisch aus. Es ist mehr so ein unbeholfenes Mundverziehen, und meine Eltern waren sich dann nie so sicher, ob das jetzt tatsächlich ein Lächeln gewesen sein soll. Außerdem bin ich damit erst mal ziemlich sparsam umgegangen.
Am Anfang gab es aber auch nicht so viel zu lachen, denn da ging es mir ganz oft schlecht. Man hätte sagen können, dass ich ein Schreikind war – wenn ich geschrien hätte. Aber so richtig laut geschrien wie andere Babys habe ich nie, denn ich habe den Mund nicht so gern aufgemacht. Deshalb war es die ersten fünf Monate eher so ein „äh-äh-äh“ in tiefer Tonlage.
Der Hilfsmotor
Dann kam ein Weinen dazu, schon wie bei einem Kleinkind. Oder ich habe gebrummt, aber das mit aller Kraft, bis ich rot anlief und klatschnass geschwitzt war. Das war die höchste Stufe. Die erreichte ich, sobald ich in die Babyschale gestopft und ins Auto gestellt wurde, und ich hörte nicht mehr auf, bis wir wieder angehalten hatten und ich endlich wieder befreit wurde aus dieser doofen Position: halb liegend, ohne jede Bewegungsmöglichkeit und dann auch noch gegen die Fahrtrichtung, wo man nur auf die Lehne vom Rücksitz starren kann.
Papa sagte immer, wir haben einen Hilfsmotor. Den schaltete ich auch grundsätzlich im Kinderwagen ein. Den Kinderwagen hatten wir eigentlich hauptsächlich, um meine Wickeltasche zu transportieren und damit Mami oder Papi ihn schieben konnten, während ich mich vom jeweils anderen Elternteil tragen ließ. Besonders heftig brummte ich, wenn wir über Bordsteinkanten, Kopfsteinpflaster oder durch Schlaglöcher fuhren.
Während andere Eltern mit ihren Kindern durch die Gegend fuhren, damit sie einschlafen, habe ich es geschafft, dass meine Eltern sich jeden Kilometer, den sie mit mir im Auto gefahren sind, sehr gut überlegt haben!
Ich brummte, weil ich Bauchweh hatte, weil ich nicht 3- sondern 13-Monatskoliken hatte, weil mir schlecht war, weil ich mal wieder krank war, weil meine ersten Zähne kamen oder weil das Essen einfach nicht in meinem Bauch bleiben wollte.
Echtes Essen
Alles in allem geht es mir heute aber viel viel besser als am Anfang und auch besser als noch vor eineinhalb Jahren.
Das liegt auch daran, dass Mama und Papa mir seitdem das Essen selbst zubereiten und dann ganz fein pürieren, damit es durch meinen Schlauch im Bauch passt.
Jetzt bekomme ich nicht mehr diese ekelige Fertignahrung aus der Flasche, wo fast gar kein richtiges Essen drin ist, nur ganz viel Milch, die die Schleimproduktion bei mir immer ordentlich anregt.
Das echte Essen bleibt besser im Magen, schmeckt viel besser und vor allem ganz unterschiedlich – denn auch ich kann schmecken, was in meinen Bauch kommt.
Mir ist nicht mehr schlecht, ich habe weniger Bauchweh, nehme mehr zu, wenn auch immer noch sehr langsam, und ich sehe sogar besser aus. Früher war ich immer weiß. Im Sommer und im Winter. Wie ein kleines Gespenst.
Außerdem hatte ich immer rote, schuppige Hautstellen, im Gesicht, in den Armbeugen und Kniekehlen. Manchmal waren die sogar offen und nass. Kaum irgendwas half dagegen. Die sind jetzt wie weggeblasen. Dafür habe ich eine rosige, gesunde Hautfarbe – im Sommer und im Winter. Viel mehr Haare habe ich auch bekommen.
Bei der Umstellung auf Pürierkost hatte meine Mama ganz tolle Hilfe von Yvonne, die auch ein Sondenkind hat und sich mit Ernährung super auskennt. Wenn es euch interessiert, besucht doch mal ihren Blog: https://besonders-gesund.blogspot.com/
Und das Problem mit dem Autofahren?
Das hat sich quasi von selbst erledigt, als ich groß genug war.
Da bekam ich nämlich einen richtigen Autositz, natürlich einen ganz speziellen, in dem ich gut gestützt und festge-schnallt werde, und mit einem Tisch, auf dem Mama was zum Spielen befestigt hat.
Ich darf jetzt sogar vorne neben der Mama sitzen und kann zum Fenster rausschauen!
Und zum Spazierenfahren bekam ich meinen Reha-Buggy. Da musste ich also auch nicht mehr liegen, was ich ja sowieso die meiste Zeit tue, und kann seitdem alles sehen und beobachten.
Und heute habe ich ganz viel zu lachen!
3 Gedanken zu “Brummkind”
So froh bin ich, dass wir uns gefunden haben und so dankbar, dass es besser klappt als früher. Ich lerne mit Euch und eines Tages werden wir das Geheimnis der Kleinen Zappelliese gelüftet haben und herausfinden, wie ein Brummkind am besten zunimmt, ohne wieder ewig rückwärts zu essen. Ich drück Euch!
Daß sie zuerst gar nicht gelacht hat kann ich mir fast nicht vorstellen… so wie ich sie zum ersten mal erlebt habe war sie ein echter Sonnenschein. Das war noch vor der Corona-Zeit, und man durfte sich noch die Hand geben: Dabei war sie zuerst einen kurzen Augenblick skeptisch, und hat mich mit sehr wachen und aufmerksamen Augen gemustert. Drei Sekunden später schien aber das Eis gebrochen, und sie war äußerst kommunikativ und hat fast die ganze Zeit nur noch gestrahlt!
Oh ja… Jeder Meter im Auto… Das kenne ich ? auch bei uns hat es sich dann erledigt, als wir einen anderen Kindersitz nutzen durften.