Zwei gute und zwei nicht so gute Nachrichten
Die erste gute Nachricht: Im Moment liege ich mit Papa in Kroatien am Strand oder plansche im Meer (und hoffe, Mama langweilt sich nicht allzu sehr zu Hause ohne mich). Und die zweite: Ich habe die erste Klasse bestanden und wurde in die zweite versetzt! Und: Ich habe ein supertolles, sechs Seiten langes Zeugnis bekommen, aus denen ich euch weiter unten unbedingt ein paar Sätze zeigen muss!
Leider mussten uns aber zwei Personen aus meinem Klassenteam, die ich sehr lieb gewonnen und mit denen ich viel Spaß hatte, schweren Herzens verlassen, auch mein Teilhabeassistent, der so lustig war und mich auch schon richtig gut kennengelernt hatte und der Mama immer schön ausführlich mit seiner Märchenonkelstimme in meinem Namen meinen Schultag auf meiner sprechenden Taste erzählt hat.
Auf jeden Fall ist mein erstes Schuljahr wie im Flug vergangen, und ich habe unglaublich viele tolle Sachen gemacht und gelernt und meine Schule und alle aus meinem Klassenteam bekommen von mir und von Mama in allen Fächern eine Eins plus mit Sternchen!
Zusatzausbildung: Mein THA hat manchmal seine Requisiten aus seiner Clownszeit mitgebracht
Ich mach mir die Schulwelt,
wie sie mir gefällt
Meine Schule heißt zwar nicht wirklich „Pippi Langstrumpf-Schule“, aber sie könnte so heißen, denn ich darf dort mitbestimmen, was ich machen will, bin überall voll dabei und eigentlich macht alles total viel Spaß – und ganz nebenbei lerne ich noch was. Könnte doch eigentlich immer so sein!
Mein ganzes Klassenteam hat sehr schnell verstanden, wie ich ticke, wie ich mich mitteile und was ich will. Ich durfte mir Freizeitaktivitäten aussuchen und welche Person mir mein Essen gibt (oder das Gegenteil mit mir machen geht).
Mit meiner sprechenden Taste konnte ich bei unserem Tischspruch und bei der Begrüßung im Morgenkreis mitmachen und sogar meiner Lehrerin oder meinem Lehrer assistieren und zum Beispiel durch die Geschichte der kleinen Raupe Nimmersatt leiten. Das war eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, die mich sehr stolz gemacht hat.
Ich wurde von meinen Mitschüler*innen ins Spiel einbezogen, habe zum Beispiel gern mit ihnen Ball gespielt. Im Sportunterricht habe ich gern geschaukelt und gewippt und Türme und Kegel umgeschmissen, auf einem Gymnastikball balanciert, wurde in einem aus Rollbrettern gebauten Wagen herumgefahren und konnte gestützt laufen und bei unserem Aufwärmspiel mitmachen.
Ich war auch sehr viel mit meiner Klasse unterwegs, in der Natur, in der Stadt oder auf dem nahen Spielplatz, sogar einmal in einem Trampolinpark und auf unserem großen Klassenausflug in einem Wasserpark. Ich habe mit meiner Klasse Lebensmittel eingekauft und durfte auch bei der Zubereitung und beim Geschirr abspülen und abtrocknen helfen. Ich habe viele Kunstwerke gebastelt und gemalt, mit verschiedenen Techniken und Materialien, die wir uns zum Teil in der Natur gesucht haben. Ich lag in einem Berg bunter Herbstblätter, konnte sie hören und riechen, und mit einem Ventilator haben wir in unserer Klasse selbst einen Herbststurm hergestellt und die Blätter flogen durch den ganzen Raum!
Wir haben uns natürlich auch mit Buchstaben und Zahlen beschäftig. Ich kenne (mindestens) den Buchstaben A und die Ziffern 1-6 und ihre Reihenfolge und kann jedem Kind beim Tischdecken genau einen Teller und einen Becher bringen. Es ist in unserer Schule aber so, dass das erste Jahr hauptsächlich dazu dient, den Tagesablauf und sich gegenseitig kennenzulernen. Überhaupt lernen wir ohne Zwang und jeder nach seinen Möglichkeiten und setzen uns mit allem sehr intensiv und mit allen Sinnen auseinander.
„Lenchen nahm alle gestalterischen Angebote sehr gerne an. Insbesondere arbeitete sie geduldig und ausdauernd an Kunstwerken mit Fingerfarben.“ Hier: mit Frischmalerfolie
Mein tolles Zeugnis
Jedes mal, wenn Mama mein tolles, langes Zeugnis mit lauter positiven Aussagen über mich liest, hatte sie richtig Pipi in den Augen vor Stolz und Freude. Hier nur ein paar Sätze aus meinem Zeugnis:
„Lenchen präsentierte sich vom ersten Schultag an als ausgeglichene und aufmerksame Schülerin. In den Schulalltag lebte sie sich schnell ein.“
„Lenchen und ihr Teilhabeassistent harmonierten von Anfang an gut miteinander. Mit ihm teilte sie ihren Humor, indem sie über seine Witze und Slapstickeinlagen lachte. Auch über ihre Mitschülerinnen und Mitschüler lachte Lenchen, vor allem wenn diese sich gegenseitig Streiche spielten. Wenn die anderen Kinder oder Lehrpersonen im Klassenraum eine für sie interessante Tätigkeit ausführen, schaute Lenchen diesen aufmerksam zu.“
„An ihren mimischen Veränderungen und Augenbewegungen ist auch zu erkennen, dass sie einen großen, passiven Wortschatz besitzt, also viel versteht und ein komplexes Verständnis von Humor und sogar Ironie entwickelt hat.“
„Darüber hinaus kann sie meist zuverlässig auf Ja-Nein-Fragen antworten, indem die Bezugsperson die Antwortmöglichkeiten jeweils den beiden Armen zuordnet. Anschließend kann Lenchen einen Arm durch Muskelkontraktion ansteuern und dadurch Selbstwirksamkeit erfahren sowie Handlungen initiieren.“
„Gemeinsam mit anderen Kindern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, verbringt Lenchen die Pausen in einem geschützten Bereich und genießt die Zeit, auch da sie von zahlreichen Schülerinnen und Schülern aufgesucht und unterhalten wird. Nachdem Lenchen morgens in der Schule ankommt, wird sie von anderen Kindern freudig begrüßt. Insgesamt kommt Lenchen sehr gerne in die Schule.“
„Lenchen verfügt über die Fähigkeit, Dinge ausdauernd und genau zu beobachten. Sie hat es sehr genossen, wenn ihr der Teilhabeassistent Zaubertricks vorgeführt hat.“
„Für das Singen und Musizieren eines gemeinsamen Liedes kann Lenchen Rasseleier festhalten und die ausgelösten Geräusche bei der Bewegung ihrer Arme erleben. An der Musikförderung nahm Lenchen mit Interesse und Freude teil.“
„Bei der Faschingsfeier war Lenchen sehr stolz auf ihr Kostüm und erweckte bei den Schülern der anderen Klassen freudiges Aufsehen. Mit ihren KLassenkameradinnen und – kameraden hat Lenchen einen kleinen Faschingsumzug durch die Schule initiiert und ist durch die anderen Klassen in ihrem „Umzugswagen“ gefahren.“
2 Gedanken zu “Erste Klasse bestanden!!!”
Hallo ,Ihr Lieben, wir haben uns heute auf dem Stadtfest in Zweibrücken kennen gelernt.Du hast uns Dein Buch gegeben und wir haben uns sehr nett unterhalten. Zuhause haben wir uns gleich deinen Blog angeschaut und auch direkt angemeldet. Auch wenn Samira schon älter als deine Tochter ist, war sie mit Freude am erkunden des Buches und auch vom Blog dabei. Vieles was Du schreibst kann ich 100% nachvollziehen. Ich Freue mich schon auf die nächsten Erzählungen. Liebe Grüsse an die kleine Maus und bis bald Rosi und Samira aus Zweibrücken
Hallo Rosi und Samira, ich habe mich auch sehr gefreut, euch kennenzulernen! Schade, dass Lenchen nicht dabei war. Ihr würde es hier auf dem Fest auch sehr gut gefallen. Würde mich freuen, wenn wir im Kontakt bleiben. Ganz liebe Grüße Nele